MobileCityGame
- Ansprechperson:
PD Dr.-Ing. Martin Kagerbauer
Tim Wörle, M.Sc.
Lucas Schuhmacher, M.Sc. - Förderung:
Bundesministerium für Bildung und Forschung
- Projektbeteiligte:
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI
Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB
KIT - Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON)
KIT - Institut für Fahrzeugsystemtechnik (FAST)
KIT - Institut für Verkehrswesen (IfV)
KIT - Institut für Produktentwicklung (IPEK)Stadt Karlsruhe
Takomat GmbH (TAO)
- Beginn:
2020
- Ende:
2023
Problemstellung
Die Gestaltung nachhaltiger Mobilitäts- und Verkehrssysteme in urbanen Räumen stellt auf begrenztem Raum und mit entgegengesetzten Interessen zu Landnutzung, Lebensführung und Lebensqualität, Umwelt- und Klimaschutz, Wirtschaftlichkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Komfort eine enorme Herausforderung dar. Das Aufkommen neuer Technologien und Organisationsformen in der Mobilität macht die Gestaltung urbaner Mobilität zustätzlich komplexer. Die Auswirkungen dieser Neuerungen und politischer Entscheidungen werden üblicherweise von Fachplaner:innen mithilfe aufwändige Studien und Modellrechnungen bestimmt. Daran anschließende Strategie- und Planungsprozesse sind in der Regel zeit- und kostenintensiv, wodurch die Verzahnung ingenieur- und sozialwissenschaftlicher Analyse- und Prognoseschritte wesentlich erschwert wird. Diese Verknüpfung ist jedoch notwendig für eine vorausschauende nachhaltige Rahmensetzung und den Vergleich verschiedener Handlungsoptionen. Die Einbindung von interessierten und betroffenen Bürger:innen und Unternehmen stellt aufgrund der Komplexität der Planungsinstrumente und deren Zusammenhänge eine zusätzliche Herausforderung dar. Trotz einer Vielzahl angewendeter Partizipationsformate ist eine frühzeitige Erkennung von Konfliktlagen und die darauffolgende Konsensbildung zwischen den Interessensgruppen oft nicht vollständig möglich.
Projektziel
Über einen kooperativen und interdisziplinären Ansatz aus Gamification, Citizen Science und Partizipation soll das Projekt MobileCityGame die vielfältigen sozialen, ökologischen und ökonomischen Auswirkungen verkehrspolitischer Entscheidungen im urbanen Umfeld auf einfache Weise zugänglich machen. Das Projekt ermöglicht damit sowohl städtischen Entscheidungsträger:innen das Testen von Strategie- und Handlungsoptionen als auch Nicht-Expert:innen einen spielerischen Einblick in die Möglichkeiten, Grenzen, Abhängigkeiten und Auswirkungen unterschiedlicher Ansätze urbaner Mobilitätspolitik. Damit soll die kooperative Gestaltung des Stadt- und Mobilitätsraumes gemeinsam mit Stakeholdern realisierbar sein, um so urbane Räume nachhaltiger und lebenswerter zu machen und Interesse an Partizipation zu wecken. Die Anwendung des MobileCityGame soll Anstöße für eine Entwicklungsstrategie 2050 der Stadt Karlsruhe geben.
Methode
In MobileCityGame wird ein computerbasiertes Planspiel der Kategorie "Serious Game" basierend auf validierten Umwelt-, Verkehrs- und Verhaltensmodellen entwickelt. Anforderungen an Spielentwürfe, Szenarien, Interventionsmöglichkeiten der Spielenden sowie Zielgrößen werden zu Projektbeginn durch einen partizipativen Prozess mit Vertreter:innen der Stadt Karlsruhe, der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft bestimmt. Die existierenden Modellwerkzeuge wie mobiTopp (KIT) oder ASTRA (Fraunhofer), sowie Daten und Analysen zu Technologie- und Verhaltenstrends werden auf ihre wesentlichen Funktionen reduziert und über Verfahren der modellbasierten Systementwicklung zu einem dynamischen Gesamtmodell verknüpft. Das modular aufgebaute System deckt die Teilbereiche Bevölkerung und Raumentwicklung, Mobilitätsdienste und Infrastrukturen, Verhaltenstrends, neue Technologien sowie Energiesysteme ab. In der Reduktion der Komplexität bei gleichzeitigem Erhalt der wesentlichen Zusammenhänge, Abhängigkeiten und Auswirkungen verschiedener optionaler Strategien und Maßnahmen liegt die wesentliche wissenschaftliche Herausforderung des Projektes MobileCityGame. Das so erstellte Gesamtmodell bildet den Kern des Simulationsspiels. Im Projektverlauf werden Optionen zur verteilten Einbindung von Rechenmodellen, der Bereitstellung eines Expertenmodus oder des Angebots des Spiels als mobile Anwendung für Privatnutzer:innen mit geographischem Bezug geprüft. Mit dem kalibrierten Modell werden schließlich interaktive Workshops mit Nutzer:innen zur Strategiebildung Karlsruhe bis 2050 durchgeführt. Hieran werden verschiedene gesellschaftliche Gruppen wie Jugendliche, Bürgervereine, Verbände oder Unternehmen beteiligt.